Doppeltes EM-Silber
Für Österreichs Wildwasser-Quartett Corinna Kuhnle, Viktoria Wolffhardt, Mario Leitner und Felix Oschmautz war der Samstag bei den ECA European Championships im slowenischen Tacen der Tag der Entscheidung. Leitner erwischte im Kajak-Slalom der Herren einen Traumlauf und holte Silber. Nur knapp zwei Stunden später jubelte der Kärntner erneut, dieses Mal gemeinsam mit Oschmautz und Moritz Kremslehner – das Trio holte ebenfalls überraschend im Team-Bewerb die Silbermedaille. Felix Oschmautz und Corinna Kuhnle setzten sich im internen Olympia-Qualifikationsranking durch, erbrachten das verbandsinterne Limit und empfahlen sich für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris 2024.
Als Achter qualifizierte sich Mario Leitner im einzigen Qualifikations-Heat bei der Wildwasser-Europameisterschaft in Tacen (SLO) direkt für das Finale. Aufgrund der Wetterbedingungen wurde der Modus verändert, das Halbfinale gestrichen und lediglich ein Vorlauf durchgeführt. Dort sollte der 27-Jährige ein kräftiges Ausrufzeichen setzen. Der Kärntner erwischte bei schwierigen Bedingungen einen Traumlauf und holte am Ende in einer Zeit von 89,52 Sekunden (+2,96 Sekunden) sensationell Silber. Gold ging an den Italiener Giovanni de Gennaro, Bronze holte der Schweizer Gelindo Chiarello (+ 3,87 Sekunden).
„Die Freude über EM-Silber ist groß, doch ich bin schon traurig, dass es sich mit Olympia nicht ausgegangen ist. Aber ich bin froh darüber, wie ich performt habe. Ich habe alles gegeben, was ich draufhatte“, strahlt Leitner, der nun den Fokus auf die Cross-Qualifikation im Juni in Prag (CZE) legt: „Da gibt es nur mehr volle Attacke. Wir werden schon nächste Woche an diesen Schauplatz fahren und uns vorbereiten.“
Während sich Leitner über EM-Silber freuen konnte, belegte Teamkollege Felix Oschmautz mit einem Rückstand von 9,32 Sekunden nach dem einzigen „Vorlauf“-Heat Rang 16 (Penalty: 4). Und diese Platzierung sollte für den 24-jährigen Kärntner reichen, um sich in der internen Olympia-Qualifikation gegen seinen Teamkollegen durchzusetzen. „Ich bin sehr glücklich, dass ich die interne Qualifikation nun punktemäßig für mich entscheiden konnte. Jetzt hoffe ich, dass mich der Verband dem Österreichischen Olympischen Comité vorschlägt und ich dann nominiert werde. Ich habe alles getan, was ich tun musste. Daher bin ich sehr zufrieden, vor allem, wie ich mental mit der Situation umgegangen bin“, sagt der Olympiavierte Oschmautz und ergänzt: „Natürlich ärgere ich mich über das verpasste Finale. Ich hätte gerne noch um die Medaillen gekämpft, aber es war ein bewegtes Rennen. Der Wasserstand ist immer niedriger geworden, man musste sich bei den tiefen Toren richtig durchquetschen. Bis zur zweiten Zwischenzeit war ich mit Laufbestzeit unterwegs, unten hatte ich einen Fehler – der war aber aufgrund des Rahmens nicht vermeidbar. Sonst wäre es sich gut mit dem Finale ausgegangen.
Kuhnle gewinnt internes Olympia-Duell
Corinna Kuhnle hatte nach dem Kajak-Slalom-Bewerb bei der Europameisterschaft in Tacen Grund zur Freude. Trotz einem Rückstand von 11,10 Sekunden (Penalty: 2), Rang 13 und dem knapp verpassten Finale setzte sich die Niederösterreicherin im internen Olympia-Qualifikationswettkampf gegen Viktoria Wolffhardt durch. „Es ist bitter, dass ich nicht im Finale bin. Aber heute zählt, dass ich die Olympia-Qualifikation abhaken kann. Ich habe in meinem Lauf nicht wie gewohnt attackiert, habe vielmehr versucht, einen sicheren Lauf ins Ziel zu bringen. Mit den Bedingungen heute war das nicht so leicht. Das Wasser war einfach unberechenbar, dafür hat das schon gut gepasst. Ich wollte mich über das interne Ranking für die Olympischen Spiele empfehlen. Das vom Verband gesetzte Limit habe ich geschafft. Der Weg bisher war lange und ich bin erleichtert, dass dieser Prozess nun für mich positiv abgeschlossen ist. Ab morgen wird der Fokus auf Paris gerichtet“, verrät Kuhnle.
Wolffhardt ergänzt: „Ich freue mich unglaublich für Mario und die Jungs, das waren meine Highlights von heute. Ich bin seit drei Wochen kränklich und immer noch nicht ganz fit. Ich hatte bereits oben einen großen Fehler, dann ist mir die Luft ausgegangen. Es war ein anspruchsvoller Kurs mit vielen Querungen und Tücken. Man hätte enorm viel Kraft investieren müssen, die hatte ich momentan einfach nicht. Ich bin nach der Vorgeschichte mit keinen Erwartungen ins Rennen gegangen. Morgen will ich im C1 noch einen ansprechenden Lauf runterbringen. Dann werde ich mich auskurieren, das ist das Wichtigste.“
Team-Silber als perfekter Tagesabschluss
Zum Abschluss eines intensiven Sporttages glänzte Österreich auch noch im Teambewerb. Mario Leitner, Felix Oschmautz und Moritz Kremslehner absolvierten den Kurs in 109,52 Sekunden (+4,35 Sekunden) fehlerfrei und holten sich hinter den Tschechen sensationell Platz zwei und die Silbermedaille. Das Team aus Frankreich komplettierte als Dritter das Siegespodest (+4,69 Sekunden).
„Ein unglaublich erfolgreicher Tag für uns. Wir haben gewusst, dass Mario im Finale das Potenzial hat, dass er unter die Top-3 fährt. Das ist ihm heute eindrucksvoll gelungen. Die Medaille im Teambewerb hat uns definitiv überrascht, damit haben wir auf keinen Fall gerechnet. Die drei haben konsequent durchgezogen und sind als eines von nur zwei Teams fehlerfrei ins Ziel gekommen. Das hat den Unterschied gemacht. Wir sind heute sehr zufrieden“, bilanziert OKV-Nationaltrainer Helmut Oblinger.