Die Bilder sind um die Welt gegangen. Anna Kiesenhofer, die 2021 beim Olympischen Straßenrennen in Tokio mit einem atemberaubenden Solo allen Favoritinnen davonfährt und die Ziellinie ein wenig taumelnd jubelnd als Erste überquert, hat für die Radsport-Sensation gesorgt. Ohne Team und als nebenberufliche Radfahrerin schrieb die hauptberufliche Mathematikerin ihr ganz persönliches Sommermärchen in rot-weiß-rot.
Doch das war keineswegs der Anfang dieser außergewöhnlichen Karriere. Früher war Kiesenhofer im Triathlon und Duathlon aktiv, aufgrund einer Verletzung konzentrierte sie sich ab 2014 auf den Radsport. Nach einigen Erfolgen hängte sie das Radfahren trotzdem an den Nagel, um als Postdoktorandin an der École polytechnique fédérale de Lausanne in der Schweiz mit an partiellen Differenzialgleichungen zu forschen. Zwei Jahre Rennpause später wird die Kirchdorferin 2019 österreichische Staatsmeisterin im Einzelzeitfahren. Bei der EM belegt sie Platz fünf, bei der WM Rang 20. Österreichische Staatsmeisterin wird Kiesenhofer auch in den Jahren 2020 und 2021.
In Paris lief es hingegen nicht nach Wunsch. Das vom Regenwetter geprägte Einzelzeitfahren wurde zur Rutschpartie, Kiesenhofer kämpfte sich nach mehreren Stürzen und mit Verletzungen ins Ziel. Dennoch ging sie wenige Tage später im Straßenrennen an den Start, konnte jedoch nicht um die Spitzenplätze mitfahren.