Die Legenden um die Legende
Vom Maurer zum Millionär, vom Skilehrer zum Weltcup-Seriensieger – und ein spektakulärer Sturz bei der Olympia-Abfahrt in Nagano vor seinem Doppel-Olympiasieg machte ihn weltberühmt. Hermann Maier, eine österreichische Sport-Ikone, feiert am Mittwoch seinen 50. Geburtstag. Und wir feiern mit.
Die Ski-Handelsschule in Schladming brach der Flachauer Hermann Maier, geboren am 7. Dezember 1972, nach 3 Jahren wegen des Osgood-Schlatter-Syndroms ab. Eine vorübergehende Störung der Wachstumsfuge im Schienbein.
Der damals 15-Jährige beschloss Maurer zu werden und seinen Eltern in der gerade eröffneten Skischule zu helfen. Später absolvierte er die Ausbildung zum staatlich geprüften Skilehrer – mit großem Hang zum Rennfahren.
Vom Skilehrerer zum Weltcup-Sieger
Über österreichische Landesmeisterschaften, die RTL-Staatsmeisterschaft 1995 (Platz 18 mit Startnummer 130 in einem alten Rennanzug von Skirennläuferin Anita Wachter), FIS-Rennen, Europacup und schließlich den Auftritt als Vorläufer im Weltcup-RTL in Flachau 1996 mit inoffiziell gestoppter zwölftbester Zeit, qualifizierte sich der 23-jährige Salzburger Maurergeselle für den Quereinstieg in den ÖSV-Weltcup-Kader.
Am 10. Februar 1996 absolvierte Hermann Maier seinen ersten Weltcup-RTL, belegte Rang 26. Der erste Top-10-Platz gelang bei Rennen Nr. 5 in Park City (RTL, 6.), der erste Podestplatz bei Rennen Nr. 10 (Super-G Garmisch-Partenkirchen, 2.), der erste Sieg bei Rennen Nr. 11 am 23. Februar 1997 im Super-G von Garmisch-Partenkirchen. Es sollten insgesamt 54 Siege (24 Super-G, 15 Abfahrten, 14 RTL, 1 Kombination) werden.
Von der Intensivstation zum Comeback-Sieg
Und es wären wohl noch mehr geworden, wäre da nicht der unverschuldete Motorradunfall am 24. August 2001 dazwischengekommen. Maier war mit dem Motorrad vom Training in Obertauern von einem falsch abbiegenden Auto erfasst worden.
137 Tage lang lag Maier in der Intensivstation, er schwebte in Lebensgefahr – eine Amputation des völlig zerfetzten Unterschenkels drohte. Am 14. Jänner 2003 gab der „Herminator“ seine zweite „Auferstehung“ beim Weltcup-Comeback im Riesenslalom von Adelboden, am 27. Jänner 2003 gewann er den Super-G von Kitzbühel. 22 Monate nach seinem letzten Sieg, 522 Tage nach dem Motorrad-Unfall, 13 Tage nach seinem Renn-Comeback. „Es war das Rennen meines Lebens“, sollte Maier später sagen.
Vom Hermann Maier zum "Herminator"
Die erste "Auferstehung", die Hermann Maier zum international gefeierten „Herminator“ machte, passierte auf der Weltbühne des Sports, bei den Olympischen Spielen 1998 in Nagano. Dort liefert Hermann Maier am Freitag, 13. Februar 1998, in Hakuba mit Startnummer 4 nach knapp 18 Fahrsekunden, bei der um fünf Tage verspäteten Olympia-Abfahrt, den Jahrhundertsturz. Er hebt ab, segelt waagrecht durch die Luft, schlägt nach 80 Metern mit der Schulter auf, purzelt über zwei Fangzäune und bleibt im weichen japanischen Tiefschnee liegen.
Der US-Fotograf Carl Yarbrough, der sich verbotenerweise eine Position unterhalb des "Alpenjump" gesichert hatte, springt von seiner Leiter an der Maier kurz zuvor knapp vorbeigekugelt war, ist als erster zur Stelle und sagt, als er sieht, wie der gestürzte Österreicher sich wieder aufrichtet: „Great Shot!“ Das Bild schafft es nicht nur auf das Cover der US-Sport-Bibel Sports Illustrated, sondern geht um die Welt.
Maier hat "nur" ein geschwollenes Knie, wird von ÖSV-Arzt Andreas Lotz punktiert und drei Tage nach seinem Sturz Olympia-Sieger im Super-G. Weitere drei Tage später ist er nach seinem Triumph im Riesenslalom Doppel-Olympiasieger. Die Legende vom „Herminator“ ist geboren.
Hermann Maier holt insgesamt 4 Olympia-Medaillen (2 x Gold 1998 in Nagano, Silber im Super-G und Bronze im RTL 2006 in Turin), 6 WM-Medaillen (3 x Gold, 2 x Silber, 1 x Bronze) wird 4 Mal Gesamtweltcup-Sieger (1997/98, 1999/00, 2000/01, 2003/04), holt 10 Disziplinen-Weltcups (5 x Super-G, 3 x RTL, 2 x Abfahrt). Am 13. Oktober 2009 verkündet der viermalige österreichische Sportler des Jahres unter Tränen seinen Rücktritt in der Wiener Hofburg. ORF1 bringt am Mittwoch um 20.15 Uhr ein Doku zu seinem 50. Geburtstag.