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Die Kugel-Coups

Samstag, 6. April 2024
 

Die Wintersport-Saison 2023/24 ist beendet. Aus heimischer Sicht war es eine äußerst erfolgreiche: Zwei Jahre vor den Olympischen Winterspielen in Mailand/Cortina d’Ampezzo präsentierten sich Österreichs Athlet:innen von ihrer besten Seite.

Überflieger Stefan Kraft trug sich einmal mehr in die Geschichtsbücher ein. Mit 13 Saisonsiegen sicherte er sich souverän und zum bereits dritten Mal in seiner Karriere den Gesamtweltcup im Skispringen. Zum Drüberstreuen holte er die Skiflug-Goldmedaille bei der Heim-WM am Kulm sowie die Raw-Air-Wertung. Im Jänner sprang er in Zakpone zum insgesamt 109. Mal auf das Podest bei einem Einzelspringen und kürte sich damit zum alleinigen Rekordhalter – die Bestmarke hat er inzwischen weiter ausgebaut.

„Es war ein perfekter Winter, er hat großartig angefangen. Als kleines Kind wünscht man sich so einen Lauf. Auch wenn schwierige Phasen dabei waren, in denen es für den Kopf schwierig war. Ich bin in der Spur geblieben“, freut sich Kraft. Den Gesamtweltcup zu gewinnen, ist auch für den erfolgsverwöhnten Salzburger „immer etwas Besonderes“. „Weil es ein Jahresprojekt ist. Da muss vom April weg alles stimmen, damit du das schaffst.“ Mit seinen 30 Jahren zählt Kraft noch lange nicht zum alten Eisen, Ziele gibt es noch genug –  so fehlt etwa ein Olympiasieg im Einzel in seiner Sammlung. „Einfach einmal Olympia in Europa. Das ist ganz schön, wenn die Familie dabei sein kann. 2026 habe ich immer schon gesagt – das ist sehr nahe, schon in zwei Jahren.“

Maier, Hirscher, Karl

Stichwort jahrelange Konstanz auf höchstem Niveau: Snowboarder Benjamin Karl hat 13 Jahre nach seinem bisher letzten Erfolg zum vierten Mal den Gesamtweltcup gewonnen. Der fünffache Weltmeister hat in dieser Saison zudem die Wertung im Parallelriesentorlauf für sich entschieden und damit nun viermal großes und fünfmal kleines Kristall erobert. „Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert“, schmunzelte Karl in Anleihe auf John „Hannibal“ Smith aus der Actionserie „Das A-Team“. „Ich habe die komplette vergangene Saison für die Entwicklung der Bretter geopfert, um das Ziel Gesamtweltcup-Sieg zu erreichen. Wir haben trotz vieler Zweifler das Projekt durchgezogen und es ist wunderschön, dass es so aufgegangen ist.“

Warum sich die Jungen nach wie vor die Zähne am 38-Jährigen ausbeißen? „Es gibt in gewissen Dekaden Talente, die dominieren – etwa Hermann Maier oder Marcel Hirscher beim Skifahren. Ohne dass ich mir selbst auf die Schulter klopfe: Ich glaube, dass ich so ein Talent bin. Die Ergebnisse sprechen für sich. Es ist nicht nur Talent, auch Ehrgeiz gehört dazu. Ich habe den unbändigen Willen zu gewinnen und Akribie, mich ständig verbessern zu wollen.“ Zudem durften sich Andreas Prommegger und Sabine Schöffmann über den Gewinn der kleinen Weltcup-Kugel im Mixed-Teambewerb freuen.

Haare und Kugel verloren

Über seine erste Kristallkugel jubelte Skifahrer Manuel Feller, der die Slalom-Wertung für sich entscheiden konnte. In allen zehn Saison-Slaloms carvte jener Mann, dem jahrelang fehlende Konstanz und zu viele Ausfälle vorgeworfen wurden, in die Top-5 und feierte vier Siege. „Es wird noch dauern, bis ich es wirklich richtig realisiert habe. Vielleicht dauert es auch noch, bis es einmal nicht so läuft. Momentan bin ich einfach dankbar“, so Feller, der nach dem letzten Saisonrennen mit der Kugel in der Hand emotional wurde und den Namen seines vor eineinhalb Jahren verstorbenen Freundes in den Schnee schrieb. „Skifahren war nicht so seines, er war aber maßgeblich für den Zusammenhalt im Freundeskreis verantwortlich und hat mich sehr geprägt. Da wollte ich ihn teilhaben lassen und ihm Respekt zollen.“

Wie zuvor vereinbart, ließ Feller wenig später für einen guten Zweck Haare. ÖSV-Physiotherapeut Michael Prötsch legte persönlich Hand an. Feller: „Ich durfte meinem Friseur die Haare schneiden und er mir. Ich wusste, was auf mich zukommt – er war nervöser.“ Der Physio hatte zum Glück auch seine Hand bei der morgendlichen Kugelsuche nach der Partynacht im Spiel. „Bis drei hat es gedauert, es war eine intensive Feier. Der Tag war lang, wir haben es dann genossen. Sowas muss man feiern. Ein bisschen verklebt war die Kugel. Sie hat überlebt, auch wenn ich in der Früh nicht wusste, wo sie ist. Mein Physio hat mich dann in der Früh angerufen und mir gesagt, dass er sie hat.“

Zahlreiche Erfolge

Ein Happy End gab es auch für Cornelia Hütter. Die 31-jährige Steirerin ging mit 72 Punkten Rückstand auf Lara Gut-Behrami (SUI) in die letzte Abfahrt der Saison in Saalbach-Hinterglemm, jubelte am Ende aber über die kleine Kristallkugel. Dank einer beherzten Fahrt sicherte sich Hütter den Sieg und 100 Punkte, die Schweizerin verpasste die Punkteränge. Auch über den Gewinn des Nationencups durften sich die ÖSV-Damen freuen: Österreich entschied diesen mit 4.977 Punkten vor der Schweiz mit 4.644 und Italien mit 4.353 für sich.

14 Siege und insgesamt 44 Top-3-Plätze im Weltcup, dazu eine mit acht Medaillen historische Weltmeisterschaft und eine Heim-Europameisterschaft, wo man in vier der fünf Disziplinen zu Gold gerodelt war – Österreichs Rodler:innen konnten zum wiederholten Male mehr als zufrieden bilanzieren. Herausragend der neuformierte Doppelsitzer Thomas Steu und Wolfgang Kindl, der seine überragende Premierensaison mit der großen Kristallkugel krönte. Steu gewann nach 2020/21 bereits zum zweiten Mal den Gesamtweltcup – als erster Rodler überhaupt mit zwei verschiedenen Partnern.

Für Kindl, der auch im Einsitzer rodelte, war es das erste große Kristall. „Das hat uns keiner zugetraut, aber wir haben es probiert. Dass es so aufgeht, ist eine Sensation. Danke an alle, die uns unterstützt haben“, jubelten die beiden. Selina Egle und Lara Kipp konnten ihren Titel verteidigen und sicherten sich abermals den Sprint-Weltcup.

Sechs Saisonsiege konnte Skispringerin Eva Pinkelnig feiern. In der Nordischen Kombination waren Stefan Rettenegger und Johannes Lamparter bei so gut wie jedem Rennen im Spitzenfeld zu finden. Einzig der norwegische Ausnahmekönner Jarl Magnus Riiber landete im Gesamtweltcup vor den beiden Österreichern. Lamparter konnte vier Saisonsiege bejubeln und schaffte es 14-mal unter die Top-3, Rettenegger schaffte es zwölfmal auf das Podium. Auch der Sieg in der Nationenwertung ging erstmals seit 2010/2011 wieder nach Österreich.

Diese Story stammt aus dem Olympia Report. Weitere spannende Geschichten und Interviews gibt es im E-Paper gleich online zu lesen:

Olympia Report Ausgabe 01/2024

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