Die sportliche Bilanz der österreichischen Olympia-Mannschaft: Null Medaillen, 17 Top-10 Platzierungen.

ÖOC-Präsident Karl Stoss und –Generalsekretär Peter Mennel zogen am Sonntagvormittag im „Austria House Tirol“ Bilanz der XXX. Olympischen Spiele in London. Österreich bleibt bei Olympia zum zweiten Mal nach 1964 in Tokio ohne Medaillengewinn. Zu Buche stehen 17 Top-10 Platzierungen (zum Vergleich: In Peking 2008 waren es 30), allen voran die zwei vierten Plätze von Dinko Jukic bzw. Nico Delle Karth/Nikolaus Resch. 100m Hürden Finalistin Beate Schrott wurde als Fahnenträgerin für die Schlussfeier bestimmt.

„Die Bilanz ist – das brauchen wir nicht schönzureden – dramatisch“, resümiert Karl Stoss. „Null Medaillen, das ist uns in der bisherigen Olympia-Geschichte erst ein einziges Mal – vor nunmehr 48 Jahren, 1964 in Tokio -  passiert. Die Aktiven und natürlich auch wir hätten uns viel mehr erwartet.“  Nachsatz: „Man sollte nicht den Fehler machen, die Athleten pauschal zu verdammen. Es gab zahlreiche herausragende Leistungen – allen voran Dinko Jukic, Nico Delle Karth/Nikolaus Resch, Doris und Stefanie Schwaiger, Yvonne Schuring/Viktoria Schwarz, die Tischtennis-Herren, Thomas Daniel und Beate Schrott, um nur einige zu nennen.“

Die ÖOC-Führungsspitze legt Wert auf die Klarstellung, ausschließlich für das organisatorische Umfeld verantwortlich zu sein. Mennel: „Wir zeichneten für die medizinische Abteilung verantwortlich, organisierte Außenquartiere, Transporte, bereiteten das Olympische Dorf entsprechend vor, stellten die Ausrüstung zur Verfügung . Darüber hinaus konnten wir alle Verbandswünsche in Sachen Akkreditierungen für Betreuer erfüllen, um den Athleten optimale Bedingungen zu ermöglichen. Wir haben Trainingslager finanziert für jene Sportarten, wo es auf Ortskenntnis ankam, z.B. bei den Seglern, Mountainbikern, Wildwasser-Kanuten.“
Präsident Stoss betont: „Das ÖOC ist nicht für die Sportförderung zuständig. Wir haben auch nicht die Sportler vier Jahre lang, Tag für Tag, unter unseren Fittichen, sondern ausschließlich während der Olympischen Spiele. Wir haben definitiv einen guten Job gemacht – und zwar mit einem sehr kleinen Team!“

Für die Spitzensportförderung ist das Team-Rot-Weiß-Rot (angesiedelt im Sportministerium) zuständig. Die Zahlen im Detail: In den letzten 18 Monaten wurden insgesamt 5 Mio. € an Förderung ausgeschüttet. Aber nur 850.000 der 5 Millionen –  also 17 % der Gesamtsumme - gingen an Olympia-Athleten. Das ÖOC hat für London 2012 insgesamt rund 1 Million Euro ausgegeben. Damit sind Vorbereitung, Infrastruktur, Transport, medizinische Versorgung, Ausstattung, Unterkunft etc. abgedeckt. Die Gesamtkosten wurden im Vergleich zu Peking um ein Drittel reduziert.

Das „Austria House Tirol“ wurde von internationalen Journalisten unter all den Hospitality-Häusern auf Platz zwei geführt. Dutzende TV-Sender berichteten aus dem Austria House Tirol live.

Das Feedback war sehr positiv, der Gästezuspruch auch im VIP-Bereich groß: Kanzler Faymann, Minister Darabos, Botschafter Emil Brix, Hermann Maier, Stefan Eberharter, Peter Habeler, Nicole Hosp, Maurice Greene, Vivienne Westwood, um nur einige zu nennen. Stoss: „Das Experiment mit dem öffentlichen Bereich ging voll auf, in den zwei Wochen hatten wir rund 5.800 Gäste im VIP-Bereich, 30.000 Gäste im öffentlichen Bereich.“ Ein paar weitere Zahlen – es wurden rund 18.000 Liter Bier und 7.000 Essen verkauft, darunter ca. 2.000 Schnitzel, 2.000 Bratwürste, 1.000 Portionen Kaiserschmarrn.

Die besten Leistungen von 2012 im Detail – 17 Top-10 Platzierungen
2 x Platz 4: Dinko Jukic, 23 Jahre (Schwimmen, 200m Schmetterling), Nico Delle Karth/Nikolaus Resch 28 bzw. 27 Jahre (Segeln, 49-er)
3 x Platz 5: Doris und Stefanie Schwaiger, 27 bzw. 26 Jahre (Beach Volleyball), Yvonne Schuring/Viktoria Schwarz, 34 bzw. 27 Jahre (Kanu-Sprint, Kajak-Zweier, 500m); Chen Weixing, 40 Jahre, Robert Gardos, 33 Jahre, Werner Schlager, 39 Jahre (Tischtennis, Herren-Team)
1x Platz 6: Thomas Daniel, 27 Jahre (Moderner Fünfkampf)
1 x Platz 7: Sabrina Filzmoser, 32 Jahre (Judo, - 57 kg)
3 x Platz 8: Corinna Kuhnle, 25 Jahre (Kanu-Slalom, Wildwasser, Kajak-Einer), Helmut Oblinger, 39 Jahre (Kanu-Slalom, Wildwasser, Kajak-Einer), Beate Schrott, 24 Jahre (Leichtathletik, 100m Hürden)
6 x Platz 9: Matthias Schmid/Florian Reichstädter, 31 bzw. 32 Jahre (Segeln, 470-er); Dinko Jukic, 23 Jahre (Schwimmen, 100m Schmetterling), Jürgen Melzer/Alexander Peya, 31 bzw. 32 Jahre (Tennis-Doppel), Qiangbing Li, 27 Jahre, Jia Liu, 30 Jahre, Amelie Solja, 21 Jahre (Tischtennis, Damen-Team), Chen Weixing, 40 Jahre (Tischtennis, Einzel), Alexander Gehbauer, 22 Jahre (Mountainbike)
1 x Platz 10: Amer Hrustanovic, 24 Jahre (Ringen, Greco, - 84 kg)

Weitere Anmerkungen
- Es ist das 2. Mal nach Tokio 1964, dass Österreich keine Medaille holt; das Abschneiden damals: 1 x Platz vier, 3 x Rang fünf, 2 x Platz sechs, 4 x Platz acht, 2 x Platz 9 und 1 x Platz zehn
- 2008 in Peking wurden 30 Platzierungen unter den ersten Zehn erreicht – 1 x Zweiter, 2 x Dritter, 4 x Vierter, 6 x Fünfter, 2 x Sechster, 3 x Siebenter, 2 x Achter, 8 x Neunter und 2 x Zehnter