2021 war Siegl in Tokio übrigens die jüngste Teilnehmerin im olympischen Vielseitigkeits-Feld. Die sportliche Ambition für die Königsdisziplin des Reitens mit Dressur, Gelände und Springreiten ist der Oberösterreicherin in die Wiege gelegt. Ihr Vater und Trainer Harald Siegl war für Österreich 2004 in Athen mit Wallach Gigant am Start, mit Nebelwerfer ritt er Vielseitigkeitsklassiker Badminton (GBR) und Pau (FRA). Er ist mehrfacher Staatsmeister und war bei mehreren Welt- und Europameisterschaften in der rot-weiß-roten Equipe.
Lea wandelte daheim auf dem auf einer kleinen Anhöhe gelegenen Hof der Familie im oberösterreichischen Hargelsberg rasch in den Fußstapfen ihres Vaters. Ihr erstes Pony Emily war laut Mama Ute „das besttrainierte Pony, das immer froh war, wenn Lea im Kindergarten oder in der Schule war“. Harald Siegl musste von Beginn an die großen Ambitionen seiner Tochter immer bremsen. Für seine Tochter zählte immer nur die schnellste Zeit, der nächste Sieg. „Wir hatten einen Parcours mit dem letzten Sprung in Richtung Koppel. Das Pony ist ihr jedes Mal kurz vor dem Hindernis abgebogen, und sie ist gestürzt“, erzählt Harald Siegl eine Anekdote als Lea gerade einmal fünf Jahre alt war. „Ich habe sie gefragt, ob sie die letzte Kurve nicht ein bisschen langsamer reiten will, damit sie das Pony unter Kontrolle hat. Woraufhin Lea nur meinte: ‚Nein, Papi, dann bin ich nicht so schnell wie du!‘“ Nach zwei weiteren unfreiwilligen Abstiegen kam Lea beim elften Versuch über den letzten Sprung und war tatsächlich schneller als Papa Harald.
Dies Hartnäckigkeit wurde rasch mit Erfolgen belohnt. Vom ersten „großen Sieg“ mit Minipony Emily im Springparcours über 40 cm gegen die großen Ponys zur ersten internationalen Vielseitigkeit 2013 in Wiener Neustadt und dem ersten internationalen Championat, den Junioren-Europameisterschaften in Bishop Burton (GB), zum ersten Sieg 2016 beim CCI* Kreuth war der Weg nicht weit. Nun hatte sie Blut geleckt und wollte mit „Fighti“ auch zur Nachwuchs-EM nach Montelibretti (ITA), die sie fünf Monate später mit dem 14. Rang beenden sollte. Die Siegls schlossen eine Vereinbarung mit den Besitzern, der Familie Mühlböck, die Fighting Line vom Markt nahm und ihn Lea zur Verfügung stellten. Eine gute Entscheidung: Im Jahr 2018 gewannen die beiden ihre erste Zwei-Sterne-Prüfung in Schwaiganger (GER), im Jahr darauf das CCI3* Oudkarspel (NED) und das CCI4* Sopot (POL).
Dann schafft sie, früher als geplant und über das Olympische Einzelranking, die Qualifikation für die Olympischen Spiele Tokio 2020, die wegen der weltweiten Pandemie erst 2021 stattfinden können. Im Herbst 2020 wird Lea Siegl Heeressportlerin, ein weiterer Professionalisierungsschritt.