"Bin um mein Leben gerannt!"
"Endlich konnte ich zeigen, was in mir steckt!" Triathletin Julia Hauser jubelte nach ihrer sensationellen Aufholjagd bei den Europaspielen in Krakau-Malopolska über Silber.
Im Interview spricht die 29-Jährige über ihren Wettkampf, den Medaillen-Traum, der wahr geworden ist, und neue Ziele.
Herzlichen Glückwunsch zur Silbermedaille. Lass uns teilhaben: wie fühlt sich die Sensation für dich an?
Julia Hauser: Richtig sensationell, unglaublich, mega-cool! Es ist einfach schön, dass es heute so aufgegangen ist. Endlich konnte ich zeigen, was in mir steckt!
Was war das heute für ein Rennen?
Hauser: Beim Schwimmen war ich ungefähr eine Minute hinter der Spitzengruppe. Wir haben in der Verfolgung auf dem Rad pro Runde circa zehn Sekunden gutgemacht, nach der Hälfte waren wir an der Gruppe dran. Ich habe immer geschaut, dass ich mich immer weiter vorne aufhalte, weil es doch technisch war und die Norwegerinnen immer wieder attackiert und probiert haben, wegzukommen.
Das ist ja auch gelungen.
Hauser: Kurz vor dem zweiten Wechsel ist ein Gap aufgegangen, da sind vier Athletinnen von der Gruppe weggekommen. Aber wir konnten die Lücke zum Glück vor der Laufentscheidung wieder zufahren.
Mit welchem Gefühl bist du auf die Laufstrecke gegangen?
Hauser: Das war richtig cool! Wir waren in den ersten zwei Runden acht Athletinnen. Ich habe von Beginn an geschaut, mich vorne zu positionieren, für den Moment, wenn die Post abgeht. Ab der vorletzten Runde ging’s dann richtig zur Sache, eine Attacke jagte die nächste. Die letzte Runde war richtig hart!
Wie hat deine Taktik ausgesehen?
Hauser: Ich habe versucht, so lange wie möglich an Solveig (Lovseth; Anm.)
dran zu bleiben, wollte Gold nicht aus den Augen verlieren. Einen Kilometer vor dem Ziel habe ich aber ein Loch aufreißen lassen müssen – dann bin ich nur noch gelaufen, was der Körper hergibt, um die Medaille ins Ziel zu bringen. Da ist dann nichts mehr mit Taktik. Zum Glück war mein Tank erst im Ziel leer!
Die Verfolgerinnen hatten gehofft, dass das schon früher passiert.
Hauser: Es war nach hinten auch richtig knapp. Das spürt man als Athletin und die Betreuer haben mir auch reingerufen, wie ich liege. Erst waren es vier Sekunden, plötzlich nur noch dreieinhalb, da bin ich einfach um mein Leben gesprintet.
Welchen Stellenwert hat diese Silbermedaille?
Hauser: Es ist sicher der größte Erfolg meiner Karriere, ein Meilenstein. Hier bei den Europaspielen am Podest zu stehen, macht Lust auf mehr. Ich hoffe, dass ich dieses Gefühl noch öfter erleben darf.
Bei den Olympischen Spielen in Tokio musstest du beim Schwimmen aufgeben, jetzt die Medaille bei den Europaspielen. Wie sieht der weitere olympische Fahrplan aus?
Hauser: Tokio ist abgehakt, ich schaue nach vorne. Unsere Qualifikation läuft bereits, es schaut im internationalen Ranking sehr gut aus. Wir haben heuer auch noch ein Test-Event in Paris, wo wir die Strecke das erste Mal sehen werden. Darauf freue ich mich sehr. Aber der Fokus liegt natürlich darauf, die Qualifikation zu schaffen und in allen Disziplinen ein, zwei Schritte nach vorne zu machen.