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Der Glaube ist da

Mittwoch, 22. Mai 2024 / Paris 2024

Marcel Meinl und Olympia ist bislang noch keine Liebesgeschichte. Vor drei Jahren wurde das finale Quali-Turnier Corona-bedingt abgesagt, wodurch dem Wiener die Chance genommen wurde, sich für die Olympischen Spielen in Tokio zu qualifzieren. Und auch im aktuellen Olympia-Zyklus könnten die Vorzeichen besser stehen. Der 23-Jährige zog sich nämlich im Februar einen Bandscheibenvorfall zu und wurde gerade rechtzeitig zum letzten Qualifikations-Turnier in Bangkok wieder fit. 

„Ich wurde im Februar gleich nach der Diagnose operiert, damit ich rechtzeitig vor diesem Olympia-Quali-Turnier fit bin und teilnehmen kann“, so Meinl, der seinen Traum von einer Olympia-Teilnahme aber noch nicht begraben hat. „Ich denke, von jedem olympischen Boxer ist es der Traum, einmal bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. Das ist auch mein oberstes Ziel. Deswegen habe ich mich unter das Messer gelegt.“ Aktuell hat der ÖBV-Athlet so gut wie keine Schmerzen mehr und im Trainingslager in Thailand auch große Fortschritte gemacht. „Wäre ich am Anfang dieses Trainingslagers gefragt worden, wie meine Chancen stehen, hätte ich sie auf unter 20 Prozent beziffert. Während des Trainingslagers konnte ich mich aber irrsinnig steigern, deswegen würde ich Chancen jetzt auf 50:50 einschätzen.“

Der Glaube soll Berge versetzen

Kraft und Zuversicht in schwierigen Situationen, wie sie Meinl in den vergangenen Wochen erlebt hat, schöpft der gläubige Christ auch aus dem Glauben. „Ich habe meinen Frieden mit dem Glauben gefunden und kann mich immer darauf verlassen. Es hilft mir auch psychisch, wenn mal viel Scheiße passiert – so wie mit der Bandscheibe. Man hat immer einen Rückhalt, weshalb der Glaube für mich mittlerweile unverzichtbar geworden ist.“ So unverzichtbar, dass Meinl ihn auch auf seinem Körper verewigt hat. Auf dem Rücken hat der 23-Jährige „2. Timotheus 4:7-8“ („Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten.“) tätowiert, oberhalb der Brust „John 3:16“ („Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab. Jeder, der an ihn glaubt, erfährt ewiges Leben.“), daneben ein Kreuz. „Wenn ich in den Spiegel schaue, werde ich immer wieder daran erinnert. Dann weiß ich, wo ich stehe, was ich machen muss und dass es jemanden gibt, der immer mit mir ist.“

Noch länger als der Glaube begleitet den 1,90m-Hünen schon der Boxsport. Bereits mit sieben Jahren wechselt Meinl zum Boxen, weil er für Judo etwas zu aggressiv ist. In weiterer Folge nehmen ihn Top-Stars wie Marcos Nader unter die Fittiche und formen ihn auch außerhalb des Rings. „Der Boxsport hat mich zu dem Mann gemacht, der ich heute bin. Es war eine Art Erziehung, wo mir viel Respekt beigebracht wurde“, erinnert sich Meinl zurück. „Ich habe eigentlich immer mit älteren Boxern trainiert, die mich auch privat herangezogen haben. Heute bin ich ein respektvoller Mann und kein Arschloch. Das habe ich dem Boxen zu verdanken.“ Auch die Liebe zum Glauben ist in dieser Zeit entstanden. „Die älteren Boxer, die mich quasi aufgezogen haben, waren zum Teil sehr religiös. Und als Jungspund schaust du dir das natürlich ab.“

Meinls Zukunft liegt im Boxen

Wenig überraschend sieht Meinl seine Zukunft im Boxen – zu viel hat ihm dieser Sport in der Vergangenheit gegeben, als dass er ihn selbst bei einer gescheiterten Olympia-Quali aufgeben würde. Viel mehr sieht er sich künftig im Profibereich. „Der Profibereich ist immer im Hinterkopf – das wird sowieso irgendwann einmal passieren. Die Frage ist nur wann. Das entscheiden die nächsten Ereignisse. Unser Präsident (Anm.: Igor Miketic) hat viele neue Impulse und Strukturen hineingebracht – der Verband war nie besser aufgestellt. Deswegen muss ich mir gut überlegen, ob ich noch olympisch bleibe oder zu den Profis wechsle.“

Ein großes Argument für einen Einstieg in den Profibereich wäre die Rückkehr in die 75kg-Klasse. Als olympischer Boxer musste Meinl in die 71kg-Klasse wechseln, da die 75kg-Klasse nicht mehr olympisch war. „Ich bin dann ein Jahr auf 80 kg gewechselt, das hat aber nicht zu meinem Boxstil gepasst. Auf einmal war ich der Kleinere, wo ich davor 16 Jahre lang immer der Größere war. Wir haben dann entschieden, auf die 71kg-Klasse zu wechseln. Es war ein turbulentes Jahr, aber es wäre ja langweilig, wenn es einfach wäre“, lacht Meinl. Und irgendwie würde es zu diesem Jahr voller Auf und Abs passen, wenn aus dem Wiener und Olympia doch noch eine Liebesbeziehung würde.

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