EM-Bronze und Olympiaticket
Am Rasen des Ippodromo San Siro in Mailand flossen rot-weiß-rote Tränen der Freude. Österreichs Springreit-Equipe mit Katharina Rhomberg, Alessandra Reich, Gerfried Puck und Max Kühner bekam um 16.39 Uhr die EM-Bronzemedaille überreicht. Das eigentliche Ziel, das Olympiaticket für Paris 2024, geriet plötzlich zur Draufgabe zum historischen Edelmetall.
Es ist die erste EM-Medaille für eine österreichische Springreit-Equipe. Das bislang beste Ergebnis bei einem Europa-Championat war Platz 4 von Hugo Simon und Co. im Jahre 1993 im spanischen Gijon. Auch Olympia ist schon eine ganz Weile her: 1996 in Atlanta gab es Platz 11 für das Team, Hugo Simon wurde Vierter im Einzel, die letzte Olympia-Medaille gewann Österreich 1992 in Barcelona. Damals führten Hugo Simon und Thomas Frühmann das Team zur Silbermedaille. Der letzte Einzel-Reiter bei Olympia war Martin Bauer im Jahr 2000 in Sydney mit Platz 26.
Vom Olympiaticket zur EM-Medaille
„Wir haben das Olympia-Ticket“, so jubelte Team Austria nach dem Nullfehlerritt von Max Kühner mit Elektric Blue P, weil zuvor Italien auf dem anspruchsvollen Parcours (maximale Höhe von 1,60 Meter, 490 Meter Länge, 13 Hindernisse, 16 Sprünge) mit zwei Abwürfen des dritten Starters Emanuele Camilli mit Odense Odeveld gestrauchelt war, Österreich lag uneinholbar vor den Gastgebern.
Damit war eines von drei Olympiatickets fix in rot-weiß-roten Händen. „Wartet mal auf Alessi, vielleicht holen wir ja noch eine Medaille“, sagte Kühner. Was wie ein Scherz klang, wurde plötzlich Wirklichkeit. Alessandra Reich und Oeli R kamen mit nur einem Abwurf und 4 Fehlerpunkten durchs Ziel. Österreich stand bei 22,77 Punkten.
Spanien, das von Platz 8 aus ins Finale der Top-10 gegangen war, hatte mit zwei Nullrunden durch Armando Trapote auf Tornado VS und Manuel Fernandez Saro auf Jarlin de Torres vorgelegt, danach aber reichte ein Abwurf von Edurado Alvarez Aznar mit Bentley de Sury und ein Streichergebnis und auch die Iberer lagen nun mit 25,59 Punkten hinter Österreich.
Weil dann auch Martin Fuchs und Leone Jei zwei Abwürfe verzeichneten (insgesamt 25,92 Punkte) und Deutschlands letzter Starter Gerrit Nieberg mit Aachen-Sieger Ben 431 ebenfalls 4 Fehlerpunkte hinnehmen mussten (insgesamt 25,31 Zähler), war Österreich am Podium. Hinter Weltmeister Schweden (9,51 Punkte) und Irland (18).
"Wichtigste Nullrunde bislang"
„Es war wohl die wichtigste Nullrunde bislang. Es fühlt sich toll an, wir haben das so nicht erwartet!“, sagte Teamleader Max Kühner noch am Rasenplatz bei der Siegerehrung.
Bei der internationalen Pressekonferenz im dritten Stock des Palazzina del Peso ergänzte der 49-jährige Kühner: „Es ist sehr speziell, da war immer die Hoffnung auf die Olympia-Qualifikation, das war die wichtigste Sache für uns! Ich hoffe, das bringt einen Impuls für Österreich, für die Pferdebesitzer, für die gesamte Pferdesportszene. Wir hatten hier eine gute Zeit als Team, das macht mich sehr happy!"
Teamkollegin Katharina Rhomberg: "Es ist unglaublich. Wir wären mit dem Olympiaticket schon zufrieden gewesen, jetzt haben wir Bronze. Unfassbar! Ich habe heut ja drei runtergehaut, zum Glück habe ich so ein tolles Team, das das aufgefangen hat."
Schlussreiterin Alessandra Reich zu ihrer Runde mit Oeli R: „Bevor wir reingeritten sind, hat Max zu mir gesagt, wir haben die Olympia-Qualifikation fix in der Tasche. Ich habe geantwortet: ,Na, dann kann ich ja locker auf die Medaille losgehen!‘ Das das funktioniert hat, ist einfach unglaublich.“
Equipechefin Dr. Angelika May stellte nach der Frage nach ihrem Anteil am Erfolg ihr Licht unter den Scheffel: "Ich habe ihnen nur gute Vibes gegeben. Die Ehre gehört dem ganzen Team, den Reiterinnen und Reitern, den Pferden, den Grooms, den Trainern. Es war der Teamspirit, der uns diesen Erfolg ermöglicht hat."
Gerfried Puck, der mit Platz 20 im Einzel wie Max Kühner (10.) im Finale der Top-25 am Sonntag antreten wird, freute sich: „Für mich ist es einfach nur unglaublich, dass wir die Olympia-Qualifikation geschafft haben! Wenn man bedenkt, dass Hugo Simon und seine Teamkollegen die letzten Medaillengewinner bei einem Championat für Österreich waren. Hugo hat hier ja die Spanier unterstützt, die auch die Olympia-Quali geschafft haben. Die freuen sich bestimmt auch, aber nicht so wie wir!"