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Dornröschen wachgeküsst

Nein, mit Robin Hood oder Wilhelm Tell hat der Bogensport von 2016 nichts zu tun, lacht Laurence Baldauff.

 

Die 41-Jährige hat mit der erfolgreichen Olympia-Qualifikation für Rio 2016 den ÖBSV aus dem Dornröschenschlaf geschossen.

 

Erstmals seit 32 Jahren ist Österreich im Bogenschießen wieder bei Olympischen Spielen vertreten.

 

Ursula Valenta war 1984 in Los Angeles die erste und bislang einzige Österreicherin, der das gelungen ist. Sie belegte damals den 32. Platz.

 

„Es hat ein bisschen gedauert, bis ich mich an den Gedanken gewöhnt habe, dass ich in Rio am Start bin, aber mittlerweile ist die Vorfreude riesengroß.“

 

Die gebürtige Luxemburgerin löste ihr Olympia-Ticket im Vorjahr bei der Weltmeisterschaft in Kopenhagen, wo sie beim Qualifikationsturnier einen sensationellen Platz zwei belegte.

 

Dabei sah es zunächst gar nicht danach aus. „Eine Woche vor der WM ist plötzlich gar nichts mehr gegangen. Daher habe ich mir nicht zu viel erwartet, aber immer daran geglaubt.“

 

Seither laufen die Olympia-Vorbereitungen auf Hochtouren. Fünf Mal pro Woche stand Baldauff am Schießplatz, für jeweils vier bis fünf Stunden. Dabei schoss sie 300 bis 400 Pfeile in das 70 Meter entfernte Ziel.

 

Die Faszination Bogenschießen erklärt Baldauff so: „Es gibt viele verschiedene Aspekte, die sich auch jederzeit ändern können. Es spielt sich sehr viel im Kopf ab, man muss mental stark sein. Dann braucht man eine gute Technik und muss auch körperlich gut drauf sein. Das Material muss perfekt eingestellt sein. Wenn man einen Aspekt vernachlässigt, kippt sofort auch ein anderer. Das macht es so komplex, aber auch abwechslungsreich.“

 

70 bis 80 Prozent spielen sich im Kopf ab, führt Baldauff weiter aus, die Konzentration ist das Um und Auf. Und wie hält man die während eines fünfstündigen Trainings hoch? „Ich muss ja zwischendurch die Pfeile holen, das ist die Erholung.“

 

Zum Bogensport ist sie als 16-Jährige durch einen reinen Zufall gekommen. Weil sie bei einem Sportcamp nicht in ihre Reitstiefel kam und die Abfahrt der Gruppe verpasste, musste sie von einem Betreuer zum Stall nachgebracht werden. „Am Weg dorthin sind wir bei den Bogenschützen stehen geblieben. Ich konnte es probieren, und es hat mir sofort sehr gut gefallen.“

 

Gleich nach dem Camp hat sich Baldauff bei einem Verein eingeschrieben und ihre Karriere gestartet. Der Liebe zum Bogenschießen folgte die Liebe zu einem Wiener. Der ÖBSV wurde nach ihrem Umzug schnell auf Laurence Baldauff aufmerksam.

 

In Rio de Janeiro startet sie im Recurve-Bewerb - am Freitag ist die Platzierungsrunde. Im Recurve müssen die Schützen die Kraft zum Spannen der Sehne ohne Hilfe aufbringen. Baldauff schafft dabei ein Zuggewicht von rund 17 Kilogramm, die Pfeile erreichen Spitzengeschwindigkeiten von über 200 km/h.

 

Der mehrteilige Wettkampf-Bogen ist ein echtes Hightech-Gerät aus Carbon und Aluminium. Der Name Recurve kommt von den gebogenen Enden. Wert: 3.500 Euro. Geschossen wird in Rio im legendären Sambódromo.

 

Beim Test Event im vergangenen Dezember konnte sich Baldauff erstmals mit den Bedingungen vor Ort vertraut machen. „Der Wind ist schwer einzuschätzen, das könnte ein Kriterium werden.“ Daran hat sich bei den Spielen nicht viel geändert.

 

Also wer weiß, vielleicht werden die südkoreanischen Favoritinnen ja vom Winde verweht und der große Traum von Laurence Baldauff wird wahr. Der Traum von einer Olympia-Medaille.

 

 

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