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"Politik hat im Sport nichts verloren"

Herr Minister, Sie sind nun schon einige Tage bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Wie sind ihre ersten Eindrücke?

 

Hans Peter Doskozil: Ich bin ja ein Newcomer, also das erste Mal bei Olympia und lasse das alles auf mich wirken. Seitens des Veranstalters kann ich große Bemühungen erkennen, angefangen bei der Sicherheit über die Organisation bis hin zum Sport.

 

Österreich wartet sehnsüchtig auf die erste Medaille. Wie haben Sie die Leistungen des Olympic Team Austria bis hierhin erlebt?

 

Doskozil: Ich habe den öffentlichen Druck gespürt, dass schon in der ersten Woche Erfolge erwartet worden sind. Mir ist wichtig, dass sich unsere Athletinnen und Athleten bemühen und ihr Bestes geben. Ich kann ihnen keine Vorwürfe machen, denn es spielen viele Faktoren eine Rolle für den Erfolg.

 

Glauben Sie, dass es wieder ein Nullnummer gibt wie 2012 in London?

 

Doskozil: Wir sind noch mittendrin, haben noch einige Chancen. Im Segeln schaut es ja nicht so schlecht aus. Ich hoffe, dass wir in der Entscheidung das Quäntchen Glück auf unserer Seite haben. Aber man muss auch sehen, dass einige junge Sportlerinnen und Sportler eine Talentprobe abgelegt haben.

 

Wer hat Sie ganz besonders überrascht?

 

Doskozil: Sicherlich Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger. Er war sehr fokussiert, hat einen super Wettkampf gezeigt und eine tolle Einstellung zum Sport. Österreich ist nicht die klassische Leichtathletik-Nation, aber mit solchen Talenten ist mir um die Zukunft nicht bange.

 

Wo wollen Sie den Hebel ansetzen für die Zeit nach Rio, also mit Blickrichtung Tokio 2020?

 

Doskozil: Die Diskussionen laufen bereits, wir haben die Situation schon im Vorfeld der Spiele kritisch analysiert. Dabei bin ich schnell zum Ergebnis gekommen, dass die größten Herausforderungen in unseren Strukturen liegen. Da gibt es sicher Verbesserungsbedarf.

 

Aufgesetzt auf das Projekt Rio, das nach den Spielen in London aus der Taufe gehoben wurde?

 

Doskozil: Das Projekt Rio war ein sanfter Beginn, aber jetzt muss es institutionalisiert werden. Dazu müssen wir die gesamte Struktur auf neue Beine stellen und neue Inhalte dahinter setzen. Und die Verantwortlichen müssen Experten sein und keine Politiker.

 

Weniger Politik, mehr Sport – wie kann das gehen?

 

Doskozil: Politik hat im Sport und in den Sportstrukturen nichts verloren. Wenn wir von einer Neuausrichtung sprechen, dann müssen wir über Strukturen ohne Politik reden, über die Rolle der Dach- und Fachverbände. Die Experten müssen ihre Kompetenzen einbringen und Verantwortung übernehmen, nicht politische Funktionäre.

 

Mit wem haben Sie diesbezüglich schon Gespräche geführt?

 

Doskozil: Es gibt viele Player am Tisch, angefangen vom ÖOC über die Fachverbände bis hin zur Sporthilfe. Wir wollen ein gesetzlich verankertes System schaffen, wo sich in einer Struktur alles wiederfindet, mit dem wir den Spitzensport fördern und den Sportlerinnen und Sportlern den Service rundherum zur Verfügung stellen – von Leistungsdiagnostik bis zur Sportpsychologie.

 

Haben Sie für dieses neue System ein bestimmtes Modell im Kopf?

 

Doskozil: Gute Beispiele gibt es einige, das neuseeländische Modell zum Beispiel. Wir müssen das Rad nicht unbedingt neu erfinden. Im Bereich Spitzensport braucht es eine gezielte Förderung, alles in einer Hand. Auf der anderen Seite ist zum Beispiel die „Tägliche Turnstunde“ ein klassischer Fall für die Dachverbände.

 

Welcher Zeitrahmen schwebt ihnen für die Umsetzung dieser Strukturreform vor?

 

Doskozil: Der Prozess ist klar und kann dementsprechend relativ schnell über die Bühne gebracht werden. Wenn die Verantwortlichen da einer Meinung sind, kann das im nächsten halben Jahr beschlussreif gemacht werden.

 

Welche Rolle spielt das Bundesheer in diesen Überlegungen?

 

Doskozil: Die Rolle des Bundesheeres wird gleichbleiben. Neu ist, dass wir den Heeressport künftig auch für Behindertensportler öffnen. Die ersten fünf Planstellen gibt es ab Herbst. Für viele Sportarten ist der Heeressport ein wichtiges Modell, um finanziell abgesichert zu sein.

 

 

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