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„Nicht selbstverständlich“

Donnerstag, 29. Mai 2025

Das Mehrkampf-Finale der besten 24 Kunstturnerinnen Europas verlief für Österreichs Leni Bohle und Selina Kickinger nicht optimal. Beide mussten in Leipzig schwere Fehler verkraften, am Ende bedeutete dies die Positionen 21 (Bohle) und 22 (Kickinger). Italiens Manila Esposito aus Italien verteidigte ihren Vorjahrestitel souverän, vor Spaniens Alba Petisco und Rumäniens Ana Barbosu.

Leni Bohle hatte bei ihrem ersten großen internationalen Mehrkampf-Finale großartig begonnen. Als 22. qualifiziert, lag die 18-jährige Vorarlbergerin zur Halbzeit nach ausgezeichnet gelungenen Küren am Boden und Sprung sogar auf Platz 12 der Zwischenwertung. Am Stufenbarren konnte sie dann das Flugelement nicht halten, rutschte auf Position 17 ab.

Ein weiterer Sturz, vom Schwebebalken, warf Bohle auf den 21. Endrang zurück: „Ich war vor meinem ersten EM-Finale sehr nervös, wirklich schade, dass es nicht gut geklappt hat. Aber ich bin auch stolz, dass ich hier dabei und werde daraus lernen.“

"Heute war der Wurm drin"

Selina Kickinger war in ihrer Karriere bislang eine Garantin für stabile Mehrkämpfe bei Großereignissen. Insgesamt acht Mal hatte die 23-jährige Niederösterreicherin einen solchen bereits bei EM und WM stark durchgezogen, doch bei ihrem dritten EM-Finale in Folge riss die Serie. Zwei Stürze zu Beginn vom Schwebebalken und eine abgestützte Landung daraufhin am Boden verhinderten neben einem Sicherheitssprung ein Ergebnis nach Wunsch.

Es wurde Platz 22. Kickinger: „Heute war der Wurm drin, ich kann auch noch nicht erklären, warum. Nur die Stufenbarren-Übung war wirklich gut. Wir werden das analysieren.“

"Alles andere als selbstverständlich"

Turnsport-Austria-Sportdirektor Fabian Leimlehner: „Durch die Erfolge von Leni und Selina zuletzt im Weltcup hat sich ihr eigener Anspruch ebenso nach oben verschoben, wie der des gesamten Teams. Daher überwiegt jetzt der Ärger über die verpasste Chance den Stolz, dass man es überhaupt ins EM-Finale geschafft hat. Denn das ist aller Ehren wert und alles andere als selbstverständlich.“

Bohle ist erst die fünfte österreichische Kunstturnerin, die ein EM-Mehrkampf-Finale erreicht hat. Vor ihr gelangten Carina Hasenöhrl (21. Platz 2005), Lisa Ecker (19. Patz 2013), Elisa Hämmerle (23. Platz 2013), Selina Kickinger (18. Platz 2023, 24. Platz 2024) und Bianca Frysak (21. Platz 2023) in diesen illustren Kreis. I

n der EM-Geschichte seit 1957 gab es nur eine bessere Mehrkampf-Platzierung einer Österreicherin als Kickingers 18. Platz vor zwei Jahren: 1963 hatte Henny Parzer den 13. Platz geschafft – allerdings noch ohne eigenständig ausgetragenes Finale und mit damals insgesamt nur 25 Teilnehmerinnen (anstelle der heurigen 136).

Das EM-Resümee

Für Österreich ging die Kunstturn-Europameisterschaft bereits mit dem Mehrkampf-Finale zu Ende, die Einzelgeräte-Top-8-Finale am Freitag und Samstag finden diesmal ohne rot-weiß-rote Beteiligung statt. Daher konnte Turnsport-Austria-Präsidentin Gabriela Jahn bereits jetzt ihr Gesamt-Resümee ziehen: „Ich gestehe, dass ich im Vorfeld auf den einen oder anderen weiteren Geräte-Finalplatz spekuliert habe. Aber ‘knapp daneben’ (Platz 10) ist kein Wertungskriterium. Für uns als Verband allerdings ein klarer Auftrag.“

„In vielen Gesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Nationen wurde uns ein großer Schritt nach vorne attestiert“, so Präsidentin Jahn: „Diese Schritte weiterzugehen, ist durch die finanziellen Kürzungen im österreichischen Sport sehr schwer geworden. Es wurde mir hier in Leipzig klar vor Augen geführt, dass es ohne professionelles Umfeld- mit allen im Spitzensport erforderlichen Maßnahmen nicht funktionieren wird, weiter nach vorne zu kommen.

Gut ausgebildete Trainerinnen und Trainer, Infrastruktur, Physiotherapie und Mentaltraining, Leistungsdiagnostik und wissenschaftliche Vernetzung – um nur einiges zu nennen, sind aus dem Hochleistungssport nicht wegzudenken. Viele dieser Punkte konnten in den letzten Jahren von uns professionell aufgebaut und entwickelt werden. Das Damoklesschwert der finanziellen Kürzungen hängt nun schwer über uns. Natürlich werden wir versuchen, vor allem bei den Athletinnen und Athleten möglichst wenig den Sparstift anzusetzen – doch leicht wird es nicht.“

Präsidentin Gabriela Jahn weiter: „Das klare Ziel, das wir ausgeben ist, bei den Olympischen Spielen 2028 mit mindestens drei österreichischen Turnsport-Vertreterinnen und Vertretern an den Start zu gehen. Dafür müssen wir alle Kräfte bündeln und andere geplante Projekte hintanstellen. Ich danke allen, die mitgewirkt haben, dass sich Österreich bei der Turn-EM so positiv präsentiert konnte: Heimtrainer:innen, Nationaltrainer:in, Sportverantwortliche und Physiotherapie-Abteilung, und natürlich vor allem unseren Athletinnen und Athleten. Sie alle haben nicht nur Österreichs Turnsport professionell präsentiert, sondern im Vorfeld tagtäglich an ihren Zielen gearbeitet. Ich wünsche allen, dass sie mit Freude und Zuversicht die nächsten Herausforderungen annehmen. Turnsport Austria wird alles tun, damit die Vorbereitung bestmöglich über die Bühne gehen kann.“

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