„Grips zwischen meinen Ohren“

Mit der kleinen Kristallkugel für den Gesamtweltcupsieg im Parallelslalom und WM-Silber krönte Arvid Auner eine herausragende Saison. Doch während der letzte Schnee vielerorts gerade erst schmilzt, denkt der 28-Jährige längst an die Zukunft – klar fokussiert und strukturiert wie selten zuvor.
„Kopf, Körper, Material, Technik – alle um mich herum wissen, worum es geht“, sagt Auner im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Seine neue Zielsetzung hat er bereits schwarz auf weiß festgehalten – ein Ritual, das er seit vergangenem Jahr pflegt. Was sich einfach anhört, ist das Resultat harter Arbeit, klarer Analysen und eines eingespielten Teams. Denn der Weg an die Spitze im Snowboard-Weltcup ist steinig, geprägt von Detailarbeit und mentaler Stärke.
Wichtiges Ritual
Seinen persönlichen Saisonabschluss feierte der Grazer gemeinsam mit seinem Betreuerteam und Sponsoren im Sportpark der Union in Graz. „Dieser Ort passt recht gut“, so Auner, „da wir im Winter sehr viel unterwegs sind, brauche ich im Sommer eine Konstante. In der Kraftkammer hier setzte ich die körperlichen Akzente, die ich für die Saison brauche.“
Doch Kraft allein ist für den Technikspezialisten längst nicht mehr der entscheidende Faktor. „Ich habe schon lange erkannt, dass es nicht nur um die Kraft in meinen Oberschenkeln geht, sondern den Grips zwischen meinen Ohren“, betont er. Der mentale Bereich hat in seiner Vorbereitung einen hohen Stellenwert eingenommen. Regelmäßige Gespräche mit seinem Umfeld helfen ihm dabei, auf Kurs zu bleiben: „Das gibt mir Sicherheit. Mir ist nichts zugeflogen. Ich habe dafür gearbeitet und alle nötigen Maßnahmen gesetzt.“
„Nötige Maßnahmen gesetzt“
Wie bei jedem Spitzensportler plagen auch ihn hin und wieder Selbstzweifel – seine „Zweifelmanderln“, wie er sie nennt. „Ich habe begonnen, mit ihnen zu reden und dann packe ich sie in meinen Rucksack und lasse sie im Startbereich stehen“, schildert er – eine bildhafte Beschreibung für den mentalen Umgang mit Druck und Unsicherheit.
Besonders im Slalom hat Auner in den letzten Jahren ein Selbstvertrauen aufgebaut, das ihm hilft, auch durch schwierige Rennen zu kommen. „Im Slalom stimmt mein Paket und das muss ich im Riesentorlauf auch so hinbekommen.“ Genau daran arbeitet er nun, denn der Riesentorlauf bekommt mit Blick auf Olympia eine besondere Bedeutung – ist er doch die einzige Snowboard-Parallel-Disziplin, die bei den Winterspielen ausgetragen wird.
Die internen Kämpfe um einen der vier ÖSV-Startplätze sind intensiv – doch Auner zeigt sich entschlossen: „Ich habe einen Weg in Richtung Olympia 2026 eingeschlagen – und der wird funktionieren“, betont er. Auch im Mindset trennt er die beiden Disziplinen inzwischen bewusst. „Im Riesentorlauf brauche ich mehr Geduld und auch mehr Kraftausdauer.“