Geschlechtergerechtigkeit im Sport: Vorbilder und Ziele

Im Rahmen der Gendertagung 2025 im Wiener Haus des Sports diskutierten hochrangige Vertreter:innen aus Politik und Sport über die aktuellen Herausforderungen und Fortschritte in der Geschlechtergerechtigkeit im Sport.
Im Fokus standen die neuesten Ergebnisse der europaweiten All In Plus-Studie, die für Österreich weiterhin ein deutliches Ungleichgewicht zeigt: 82 % der Führungspositionen und 83 % der Coaching-Positionen sind nach wie vor von Männern besetzt. Im Schiedsrichterwesen gibt es gerade einmal acht Prozent Frauen.
Diese Zahlen wurden am Dienstag bei der Tagung, die 100% Sport – das Österreichische Zentrum für Genderkompetenz und Safe Sport – organisiert hatte, präsentiert. Grundlage dafür waren die Daten, die im Rahmen von All In Plus – einem Gemeinschaftsprojekt der EU und des Europarats – für den Zeitraum 2023 bis 2025 in 21 Ländern erhoben wurden.
"Das Ungleichgewicht ist nach wie vor gegeben. Veränderungen passieren langsam", bilanzierte 100% Sport-Geschäftsführerin Claudia Koller. Von den Athletinnen und Athleten, die mit dem Sport ihren Lebensunterhalt bestreiten können, sind 66 Prozent Männer und nur 34 Prozent Frauen.
Am Podium diskutierten Eva-Maria Holzleitner, Bundesministerin für Frauen, Wissenschaft und Forschung, Michaela Schmidt, Sportstaatssekretärin, Horst Nussbaumer, Präsident des Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC), Maria Rauch-Kallat, Präsidentin des Österreichischen Paralympischen Committees (ÖPC) und Rosa Diketmüller, Präsidentin von 100 % Sport.
"Respekt und Sicherheit"
ÖOC-Präsident Horst Nussbaumer betonte in der Diskussion, dass Bewusstsein allein nicht reicht: „Wir müssen ein Umfeld schaffen, das von Respekt und Sicherheit geprägt ist und in dem Frauen tatsächlich die Chance haben, in alle Funktionen aufzusteigen.“ Es brauche "Vorbilder". Frauen, die sich als Trainerinnen oder Funktionärinnen engagieren, müsse gezeigt werden, dass es möglich ist, "bis nach oben zu kommen". Man müsse als Frau um Verantwortlichkeit "im Nahkampf" ringen, pflichtete ihm ÖPC-Präsidentin Maria Rauch-Kallat bei.
Nussbaumer verwies auf positive Entwicklungen im internationalen Kontext: Im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) sind heute 50 % der Kommissionsmitglieder Frauen, die Olympischen Spiele 2024 erreichen vollständige Geschlechterparität unter den Athlet:innen. „Diese Beispiele zeigen: Klare Zielvorgaben, Monitoring und politische Unterstützung wirken – das brauchen wir auch im österreichischen Sport“, so Nussbaumer.
Bundesministerin Eva-Maria Holzleitner forderte in der Diskussion: „Wir brauchen endlich Halbe-Halbe bei Macht und Geld im Sport. Das ist unser gemeinsames Ziel.“
Auch Sportstaatssekretärin Michaela Schmidt machte klar, dass strukturelle Veränderungen kommen müssen: „Bewusstseinsbildung und Anreize sind wichtig – aber irgendwann werden wir verbindliche Vorgaben setzen müssen, gerade was die Besetzung von Gremien betrifft.“
Spitzenreiter bei Gewaltprävention
Gut steht Österreich im europäischen Vergleich bei der Gewaltprävention, die in den Sportverbänden geleistet wird, da. 88 Prozent der Organisationen verfügen inzwischen über entsprechende Richtlinien und Präventionskataloge. Damit sei man "Spitzenreiter", sagte 100 % Sport-Präsidentin Rosa Diketmüller. "Im Bereich Kinderschutz und Kampf gegen sexuelle Gewalt hat sich etwas getan", stellte auch Sport-Staatssekretärin Schmidt fest.
Die Diskussion wurde live auf ORF Sport + übertragen. Zum Video auf ORF ON einfach ins Bild unten klicken.