Auf der großen WM-Bühne

Am Samstag beginnt in Moose Jaw (CAN) die 66. Weltmeisterschaft im Curling, zum ersten Mal seit 2002 ist dabei auch ein österreichisches Herrenteam vertreten. Für die rot-weiß-rote Mannschaft geht es nicht nur um ein Kräftemessen mit den internationalen Top-Nationen, die WM dient auch als Generlprobe für die Olympia-Qualifikation.
Vor 23 Jahren nahm zuletzt eine österreichische Mannschaft an einer Curling-WM teil – in Bismarck, North Dakota. Damals blieb das Team sieglos und musste in neun Spielen ebenso viele Niederlagen hinnehmen. Dieses Mal will die Mannschaft rund um Skip Mathias Genner ein anderes Bild abgeben. Wie schon bei der Europameisterschaft im vergangenen November, als man als Siebter das WM-Ticket löste, soll ein Achtungserfolg gelingen – und das nur ein Jahr nach dem Aufstieg aus der B-EM.
Der Auftakt für Genner, Jonas Backofen, Florian Mavec, Martin Reichel und Ersatzspieler Matthäus Hofer erfolgt am Samstag gegen Schottland, die Heimat des Curlings. Am Sonntag wartet dann das mit Spannung erwartete Duell mit der Schweiz (16:55 Uhr, live auf ORF Sport +). Zu den weiteren Gegnern zählen unter anderem Gastgeber Kanada, Titelverteidiger Schweden und Deutschland. In der Vorrunde („Round Robin“) tritt jedes der 13 Teams in zwölf Spielen gegeneinander an, bevor die Play-offs beginnen.
Ein Vorteil für Österreich: Die stärksten Gegner stehen bereits zu Beginn auf dem Programm. „Ich finde den Spielplan ziemlich angenehm – die starken Teams gleich am Anfang. So können wir uns erst einmal an die Bedingungen gewöhnen“, meint Genner. Eine zusätzliche Herausforderung könnte die Atmosphäre in der Halle werden. Die Heimstätte der Moose Jaw Warriors, eines Eishockeyteams, wird mit 8.000 Fans täglich ausverkauft sein.
Professionelle Amateure
Mit 30 Jahren ist Genner nicht nur der erfahrenste Spieler im Team, sondern auch dessen Kapitän. Vor fast zehn Jahren scheiterte er bereits mit einer Mannschaft in der WM-Qualifikation. Seither hat sich jedoch einiges getan: „Wir haben mehr Budget, professionellere Strukturen und die physische Komponente ist viel entscheidender geworden“, erklärt Genner. „Was die Spieler heute mit den Steinen machen, ist auf einem ganz anderen Niveau als damals. Auch die Eisbedingungen haben sich verändert.“
Key Facts Mailand Cortina 2026
Zeitraum | 06.02.2026 - 22.02.2026 |
Sportarten | 8 |
Bewerbe | 116 |
Nationen | 93 |
Trotz der Entwicklungen bleibt eines gleich: Das Bundesleistungszentrum in Kitzbühel bleibt das Zentrum des österreichischen Curlingsports. Dort trainiert das Team Genner seit drei Saisonen. In den Sommermonaten wird zudem in Füssen oder der Schweiz auf Ganzjahreseis trainiert. Die Vorbereitung auf die WM umfasste zwei Trainingslager unter der Leitung von Bundestrainerin Daniela Jentsch und dem kanadischen Coach Brian Chick.
Ein wesentlicher Unterschied zu vielen anderen Nationen: Die österreichischen Spieler sind keine Profis. Sie haben Berufe oder studieren und müssen für Turniere Urlaub nehmen. „Das ist natürlich ein Nachteil, denn private Urlaubstage sind begrenzt“, so Genner. Zwar ist der Verband gut aufgestellt und wird von Förderstellen unterstützt, doch eine Absicherung über den Heeressport gibt es für Curling als Teamsportart nicht.
Der große Traum: Olympia
Mit der erfolgreichen WM-Qualifikation hat sich das österreichische Team bereits einen Platz beim Olympia-Qualifikationsturnier im Dezember gesichert. Dort werden die letzten zwei von insgesamt zehn Startplätzen für die Winterspiele vergeben. „Olympia ist definitiv ein realistisches Ziel, aber es wird nicht einfach“, sagt Genner. „Es hängt stark davon ab, wer beim Qualifikationsturnier dabei ist. Eine Chance gibt es aber auf jeden Fall. Bis dahin wartet noch viel Arbeit auf uns.“
Während Olympia für die österreichischen Damen derzeit noch außer Reichweite liegt, zeigt auch ihr Team Fortschritte. Aktuell spielen die Frauen noch in der B-EM, könnten jedoch im November in die A-EM aufsteigen. Für Genners Team wird die Europameisterschaft dann zur letzten Generalprobe im Kampf um das heiß ersehnte Olympia-Ticket.