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44 Athlet:innen zu Gast

Samstag, 21. September 2024

Kite-Olympiasieger Valentin Bontus brachte es auf den Punkt: „Solche Veranstaltungen, wie den Tag des Sports, braucht der österreichische Sport. Wir wollen uns möglichst vielen Kindern präsentieren, wollen sie von der Couch weglocken. Wenn wir es mit vereinten Kräften schaffen, ein paar dazu zu bringen, in unsere Fußstapfen zu treten, wäre das ein Traum. Ich hoffe, der Tag heute ist die Geburtsstunde von künftigen Olympiasiegern. Früher, als Kind, bin ich vor dem Fernseher gesessen und habe Hermann Maier und Marcel Hirscher angefeuert. Jetzt schreien die Kids meinen Namen, fragen mich über Wettfahrten in Marseille. Ein schöneres Kompliment kann’s nicht geben, erst recht nicht, wenn du leuchtende Augen für ein Autogramm von Valentin Bontus erntest. Wer mir das vor ein paar Monaten gesagt hätte, dem hätte ich nicht geglaubt.“

Insgesamt 44 Athlet:innen gaben sich bei der 23. Tag-des-Sports-Auflage am ÖOC-Stand am Wiener Heldenplatz ein Stelldichein. Mehr als 200.000 Besucher:innen honorierten das reichhaltige Angebot an Stars und Mitmach-Stationen. Fünf Olympiasieger:innen und ein halbes Dutzend Weltmeister:innen standen Ö3-Sportexperte Daniel Kulovits Rede und Antwort. Zwei Absagen von Top-Stars waren in letzter Sekunde bekannt geworden. Alpin-Snowboard-Olympiasieger Benjamin Karl brach sich Freitag den Finger, Snowboardcrosser Alessandro Hämmerle, ebenfalls Goldmedaillengewinner in Peking, erwischte im letzten Moment ein Grippe-Virus. Beide mussten ihren Wien-Trip schweren Herzens absagen.

„Es dröhnt noch in meinen Ohren!“

An Top-Assen mangelte es dennoch nicht. Den Anfang machten die Paris-Starter:innen. Judoka Michaela Polleres, zweifache Olympia-Medaillengewinnerin: „So eine Stimmung wie in Paris habe ich eigentlich noch nie erlebt. Wir hatten schon mal größere Hallen beim Judo, aber eine bessere Stimmung? Daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Du hast während der Kämpfe dein eigenes Wort nicht mehr verstanden. Was ich besonders cool fand: Das Publikum hat alle angefeuert, war an allen Tagen unglaublich fair. Es hat großen Spaß gemacht.“

Bahnradfahrer Tim Wafler schlug in die gleiche Kerbe: „Ich hatte das Glück, gegen den französischen Superstar Geraint Thomas fahren zu dürfen. In der Halle war ich nahe am Tinnitus. Selbst zu Hause in Wien hatte ich die Allez-Geraint-Sprechchöre noch wochenlang in den Ohren. Geraint hat heuer eine Giro-d’Italia-Etappe für sich entschieden, er ist auf der Bahn eine Legende.“ 

Goldene fehlt in Michaelas Sammlung

Ein immer wiederkehrendes Thema in den Olympia-Gesprächen war neben der außergewöhnlichen Atmosphäre auch die kommende Olympia-Sommer-Ausgabe in Los Angeles 2028. Angesprochen auf die Frage, ob sie sich eine weitere Teilnahme in vier Jahren vorstellen könne, entgegnete Medaillen-Sammlerin Michaela Polleres: „Also, wenn ich gesund bleibe und das ist mit fortgeschrittenem Alter nicht selbstverständlich, dann werde ich in jedem Fall bis 2028 weitermachen. Ich habe Silber und Bronze – eine Goldmedaille fehlt noch in meiner Sammlung. Aber wirklich entschieden, habe ich es noch nicht.“

10,59 Sekunden sind zu wenig

Für Österreichs schnellsten Mann, 100-m-Sprinter Markus Fuchs, stellt sich die Frage des Weitermachens erst gar nicht: „Seit ich acht Jahre alt bin, träume ich von Olympischen Spielen. Ich habe unendlich viele Entbehrungen auf mich genommen, um das Ziel Paris 2024 zu erreichen. Und dann erkrankte ich an Corona, musste stark gehandicapt nach Paris reisen. Also für mich ist Los Angeles ein Pflicht-Programm. Ich will auf der olympischen Tartanbahn eine anständige Leistung zeigen. Das bin ich mir schuldig. Die 10,59 Sekunden sind mir zu wenig.“

Auch Speerwurf-Europameisterin Victoria Hudson hat mit den Olympischen Spielen noch lange nicht abgeschlossen: „Ich habe den Druck unterschätzt, den ich nach meinem Europameistertitel in Rom aushalten musste. Das Interesse an meiner Person ist seit Juni eklatant gestiegen. Also da muss ich vor Los Angeles einiges anders, sprich besser machen. Das ist mir bewusst. Fakt ist, an der physischen Stärke und der aktuellen Form ist mein frühes Ausscheiden sicher nicht gelegen.“

„Krone richten, weiter machen!“

Eine, die weiß, wie sich Olympia-Niederlagen anfühlen, ist 470-er-Steuerfrau und Goldmedaillengewinnerin Lara Vadlau. „Ich habe 2016 in Rio die größte und schmerzlichste Niederlage meiner sportlichen Karriere einstecken müssen. Ich war eigentlich am Ende“, gestand die 30-jährige Kärntnerin: „Mittlerweile sagt der Großteil der Familie, es ist viel besser, dass ich erst jetzt am Höhepunkt meiner Karriere Gold gewinnen, nach meinem fertigen Studium und nach der Erfahrung von Rio. Und ich muss ihnen recht geben. Ich kann meinen Sieg mittlerweile viel mehr wertschätzen.“ Mit einer kurzen Pause gibt die Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin all ihren Olympic-Team-Austria-Kolleg:innen den Rat: „Auch wenn Paris für einige noch so enttäuschend war: Krone richten, weiter machen. Das Glück kommt zurück, wenn man nicht aufgibt.“

Während Lara Vadlau  sich in Sachen Zukunft noch zurückhaltend äußert, ist Gold-Kollege Valentin Bontus längst im L.A.-2028-Modus. „Ich weiß, dass ich dort wieder Gold holen will. Und im nächsten Jahr werden wir mit Sicherheit das Revier erkunden und dort schrittweise unsere Zelte aufbauen. Aber noch wissen wir nichts Genaues.“

Der 23-jährige Perchtoldsdorfer gerät ins Schwärmen, wenn er auf seinen Norwegen-Urlaub angesprochen wird. „Die Lofoten waren genau das, was ich nach Olympia gebraucht habe. Es war ganz schön kalt, hat recht viel geregnet. Und wir hatten unsere Ruhe. Es war herrlich. Sonne hatten wir in Marseille mehr als genug. Ich bin jedenfalls voller Tatendrang, konnte den Tag des Sports richtig genießen.“

Dass Valentin Bontus auch im nächsten Jahr beim Tag des Sports dabei sein wird, steht außer Frage. „Ich liebe solche Veranstaltungen – mit viel Sport und jeder Menge Kinder!“

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