„The hard way“ zu Gold
Ungewissheit. Fragende Blicke. Zum Boot mit den Trainern. In die Runde. Die Schweden jubelten bereits, die Japaner auch. Und dann streckte Coach Morgan Reeser – Spitzname „Medalmaker“ den Daumen nach oben. Gold für Lara Vadlau und Lukas Mähr!
„Wir haben gewusst, dass wir eine Medaille geholt haben, was schon unglaublich war. Das hätten die wenigsten gedacht. Dann habe ich zu Luki gesagt, der bei uns der Zahlenmensch ist: Rechne nach, ich will’s wissen!“ Als der Daumen kam, war’s „einfach unglaublich“ für die Kärntnerin und den Vorarlberger. Die nach einem Fehlstart lange am Ende des Feldes segelten und auf Bronzekurs lagen, ehe sie nach der zweiten Wende zur großen Aufholjagd starteten. Vor allem der aggressive Auftritt des spanischen Bootes sorgte für etwas Verwirrung.
„Wir waren darauf vorbereitet, dass etwas kommt, aber wir haben nicht damit gerechnet, dass er so gegen uns fahren wird. Das hat schon vor dem Start begonnen, wo er versucht hat, uns zu behindern. Das hat ein paar Meter gekostet, deshalb sind wir nicht so gut rausgekommen“, so Steuerfrau Vadlau. Und Vorschoter Mähr ergänzt: „Wir kennen das von der ganzen Woche, haben nie aufgegeben. Das macht uns aus, dass wir bis zum Schluss kämpfen. Auch heute war klar, dass wir uns noch ein paar Boote holen.“ Es war der erste Regattaerfolg für das ungleiche Duo, das seit 2021 zusammen segelt. „Luki hat gesagt: eine Regatta müssen wir gewinnen – und das ist die“, lacht Vadlau, für die es bereits die dritte Olympia-Teilnahme ist. „Ich bin dankbar, dass ich das noch erleben darf. In London war ich noch nicht ready, Rio war cool und dass ich Tokio verpasst habe, macht mich rückblickend nicht traurig, wenn ich die Stimmung hier erlebe. Es sind unsere Familien und Freunde da, wir haben ein cooles Team um uns herum. Das haben wir versucht zu genießen, viel positive Energie daraus zu ziehen und unsere beste Leistung abzurufen.“
Für Mähr war der Re-Start seiner Olympia-Karriere – nach zwei verpassten Teilnahmen mit David Bargehr – lange nicht sicher. Als Jungpapa von zwei Söhnen war er 280 Tage im Jahr unterwegs „ist es das Schönste, wenn man bei der wichtigsten Regatta so viel zurückgeben kann und beweist, dass es nicht umsonst war.“ All das war mitentscheidend, dass das 470er-Duo im Medal Race noch einmal „all in“ ging. Als Vadlau zu ihrem Segelpartner vor dem Start meinte: „Wir müssen unbedingt ruhig bleiben!“, sagte der nur: „Bei uns gehört ein bisschen Hektik dazu, wenn’s ganz ruhig ist, läuft was falsch.“
Coach Reeser hat vor der Olympia-Regatta ein PDF zusammengestellt, Titel: The easy way/The hard way. Mit dem Streichresultat auf der ersten Wettfahrt war klar, dass es die harte Tour wird. „Es war ein bisschen unfreiwillig, aber manchmal kann man es sich nicht aussuchen. Aber unser Ziel hat sich nie verändert: Wir wollen gewinnen! Das war auch die Taktik im Medal Race – und die ist schlussendlich aufgegangen.“