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Arztkittel statt Dobok

Samstag, 10. August 2024 / Paris 2024

Marlene Jahl verliert das Olympia-Achtelfinale in der Taekwondo-Gewichtsklasse +67 kg gegen Zeqi Zhou (CHN). Weil die Asienmeisterin im Viertelfinale gegen die Olympia-Zweite von Tokio Dabin Lee hauchdünn mit 1:2 und nur einem Punkt Unterschied in der Entscheidungsrunde verlor, ist für die 29-jährige Oberösterreicherin der Umweg zur Medaille auch über die Hoffnungrunde geschlossen.

Dabei war alles angerichtet auf der großen Olympia-Bühne im Pariser Grand Palais für das Olympiadebüt von Marlene Jahl. Ein großer rot-weiß-roter Fanblock machte sich auf der steilen Stahltribüne im für die Weltausstellung im Jahr 1900 errichteten Palast lautstark bemerkbar.

Unten auf der Taekwondo-Matte lief das Achtelfinale in der für Olympia zusammengelegten Schwergewichtsklasse +67 Kilogramm gegen die Chinesin Zeqi Zhou vorerst alles nach dem mit Trainer Markus Weidinger ausgearbeiteten „Matchplan“. Bis sieben Sekunden vor Schluss lag Jahl beim Stand von 0:0 mit einem Westentreffer vorn. Dann erwischte die Asienmeisterin die Oberösterreicherin mit dem Fuß an der Schläfe. Drei Punkte nach Videobeweis. Noch ein zweiter Angriff der Chinesin gelang. Die erst Runde endete mit 0:7.

In der zweiten Runde ging Zhou rasch in Führung, doch Jahl kann zum 3:5 kontern.  Doch wenig später schlägt die Chinesin zurück, Endstand 3:8.

Marlene Jahl bei ihrem Olympia-Debüt im Taekwondo.

"Maximales Risiko"

„Auf dem Niveau ist es mit Punkten dann auch nicht so, dass man die sich einfach abholt, sondern es ist harter Kampf“, sagt eine so verschwitzte, wie enttäuschte Marlene Jahl beim Mediengespräch in der Mixed Zone.

„Wir waren gleich auf bis zehn Sekunden vor Schluss und da wollte ich dann nochmal mit maximalem Risiko hineinstarten, damit ich auf den Punkt gehen kann. Und das hat leider gar nicht funktioniert. Ich hätte mir schon gedacht, dass sie mir mehr Chancen lässt, vielleicht war das ein bisschen naiv, aber wollte mehr Druck ausüben. Doch die Chinesin hat auf alles eine Antwort gefunden.“

Karriereende in Top-Verfassung

Trainer Markus Weidinger analysiert: "Marlene hat mit super harten Pushkicks angefangen, ist damit aber nie durchgekommen, weil die Chinesin, das super abgewehrt hat. Trotzdem war Marlene mit zwei zu eins Treffern vorne. Dann hat Marlene sieben Sekunden vor Ende der ersten Runde den Treffer kassiert und musst alles riskieren. In der zweiten Runde war ihr Kopftreffer zum 3:5 leider nichts wert, weil Marlene offenbar nicht gleich gesehen hat, dass ihre Wertung gezählt wurde. Patsch, war schon der nächste Treffer da. Ich bin trotzdem stolz auf Marlene, was sie in den sechs Wochen bis hierher geleistet hat und in welcher Top-Verfassung sie auf der olympischen Matte gestanden ist. Das war ein würdiger Abschluss für eine außergewöhnliche Taekwondo-Karriere mit einer WM-, zwei EM-Medaillen und der Olympia-Teilnahme. Das sind hier die besten 16 Athletinnen aus weltweit 120 Nationen, die noch dazu im Olympic Ranking aus zwei Taekwondo-Gewichtsklassen zusammengelegt werden!"

Dienstantritt Montagfrüh

Ab sofort tauscht Marlene Jahl den Dobok, den traditionellen Kampfanzug im Taekwondon, gegen den Arztkittel. Denn eigentlich hätte Marlene Jahl schon am vergangen Montag im Linzer Universitätsklinikum ihren Dienst antreten sollen. Das Medizinstudium hatte die Heeressportlerin für ihren Olympia-Traum auf Eis gelegt, jetzt steht ab sofort das klinisch-praktische Jahr an. "Wegen Olympia habe ich eine Ausnahmeregelung bekommen. Aber am kommenden Montag muss ich um 7.30 Uhr in Montur sein. Der Dienstplan ruft. Ich freu mich auf die spannenden Stationen meiner weiteren Ausbildung", sagt Jahl, die Unfallorthopädin werden will.

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