Stefan Kraft ist einer der erfolgreichsten Skispringer der letzten Jahre. Der 28-jährige Salzburger hat in seiner Karriere schon so gut wie alles gewonnen: Mehrfacher Weltmeister und Gesamtweltcup-Sieger, Gewinner der Vierschanzen-Tournee und Inhaber des Skiflug-Weltrekordes (253,5m). Aber eines fehlt auf der langen Erfolgsliste des heimischen Skisprung-Aushängeschildes noch: eine Medaille bei Olympischen Spielen. Und das ist auch das große Ziel für die bevorstehende Saison.

In der letzten Saison hat der Rücken Stefan Kraft oftmals einen Strich durch die Rechnung gemacht, doch diese Problematik hat man mittlerweile gut in den Griff bekommen. „Ich habe zwei MRTs gemacht. Die Ärzte haben mir gesagt, dass ich die schönste Sportler-Wirbelsäule habe. Es haben sich einfach muskuläre Spannungen aufgebaut und es ist viel zusammengekommen. Wir haben einen guten Plan aufgestellt, jetzt ist alles stabiler und ich fühle mich richtig wohl“, so der amtierende Großschanzen-Weltmeister.

Gigantische Schanzen in Peking

2018 war der 28-Jährige erstmals bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang dabei, blieb aber hinter den hohen Erwartungen und musste die Heimreise ohne Medaille antreten. „2018 waren die Olympischen Spiele genau in einer Phase, in der ich mich nicht wohl gefühlt habe und nicht meine Leistungen bringen konnte. Jetzt, vier Jahre später, wäre es gelogen, wenn ich nicht die Olympia-Medaille als großes Ziel hätte – das steht ganz oben auf meinem Zettel. Es gibt alle vier Jahre nur drei Bewerbe, da muss einfach alles zusammenpassen“, erklärt Kraft, der während der Corona-Pandemie das Lesen in der Freizeit für sich entdeckt hat, und ergänzt: „Natürlich kann man das so timen, dass man sich dann am Wettkampftag spritzig fühlt. Aber das heißt noch lange nicht, dass man dann auch gut springt. Dafür habe ich schon Springen gewonnen, wo ich körperlich in keiner guten Verfassung war. Im Skispringen ist das nicht möglich, dass man alles auf den Tag X hin plant. Es muss einfach körperlich passen, das Selbstvertrauen stimmen und man benötigt auch das notwendige Glück.“

„Ich kann mich schnell einstellen"

Aktuell pendelt Kraft zwischen Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck hin und her und wird in Kürze auch Trainingseinheiten in Bischofshofen absolvieren. Die heimischen Skisprung-Asse genießen es, dass ihnen bereits eine Eisspur zur Verfügung gestellt wird. Der Salzburger bereitet sich somit akribisch auf den bevorstehenden Winter vor. „Ich freue mich, wenn es endlich losgeht, und das gleich an richtigen Winterorten mit ordentlichen Minusgraden. So stellt man sich einen Winterstart vor. Ich will bei allen Weltcups vorne dabei sein und einer der besten Springer sein. Auch die Vierschanzen-Tournee hat heuer einen hohen Stellenwert für mich. Erst dann werden wir einen Schlachtplan in Hinblick auf Peking machen“, gibt der 28-Jährige interessante Einblicke und gibt einen kleinen Ausblick, was in China auf ihn zukommen wird: „Die Schanzen schauen wirklich gigantisch aus. Es wirkt, als ob man in ein Fußballstadion springt – vielleicht kommt mir das als Fußballfan entgegen. Aber ich bin da flexibel. Es ist immer spannend, wenn man auf einer neuen Schanze und an einem neuen Ort springen darf. Ich sauge das alles auf und kann mich schnell einstellen – die neuen Anlangen sind vom Stil alle sehr ähnlich.“

Noch lange nicht genug!

Aber wer denkt, dass Kraft im Falle einer Olympia-Medaille die Sprungski nach 18 Jahren in die Ecke stellen könnte, der irrt gewaltig. „Da habe ich mit meiner Freundin schon darüber gesprochen. Wenn ich eine Goldene mache, machen wir eine Weltreise – aufhören werde ich aber sicherlich nicht. Es macht mir immer noch sehr viel Spaß und solange der Körper das alles mitmacht, sehe ich dazu keinen Grund. Da gibt es ja dann in vier Jahren noch einmal Olympische Spiele – das ist sicherlich noch ein weiteres großes Ziel für mich“, verrät der 21-fache Weltcupsieger.