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Tänzer auf dem Eis

Viktor Pfeifer, unser elegantester Mann auf Kufen, über die Licht- und Schattenseiten in der glitzernden Welt des Eistanzes!

 

Vor neun Jahren hast du gesagt, du willst Olympiasieger werden. Würdest du so eine Aussage heute nochmal tätigen?
Viktor Pfeifer: Vielleicht – weil Olympiasieger sein heißt für mich nicht nur, dass man die Olympischen Spiele gewinnt, sondern man kann auch sein persönlicher Olympiasieger sein und irgendwelche persönlichen Ziele erreichen. Eigentlich kann jeder Mensch ein Olympiasieger werden, für sich selbst.

 

Was war dein persönlicher Olympiasieg? Worauf bist du am meisten stolz?
Viktor: Viele Sachen, die schön gegangen sind. Ich glaub, dass ich Durchhaltevermögen gehabt hab, da bin ich sehr stolz darauf. Mir ein Leben aufzubauen, nach den sportlichen und persönlichen Schwierigkeiten 2009, war ein Riesen-Erfolg für mich. Und ich glaub, dass ich gemerkt hab, dass ich auf meinen eigenen Beinen stehen und alle möglichen Misserfolge einstecken kann und trotzdem erfolgreich sein kann. Das war definitiv etwas, worauf ich stolz bin. Sportlich gesehen sind es jetzt die dritten Olympischen Spiele. Das erste Mal war ich jung und enthusiastisch, die Zukunft hat rosig ausgeschaut und es war auch schön so. 2010 hab ich mich aus einem sportlichen und persönlichen Tief zurück kämpfen müssen, es war daher definitiv eine Medaille für mich, einfach zu sehen, dass man sich von Null wieder aufbauen kann. Und jetzt beim dritten Mal bin ich auch wieder erwachsener geworden und ich schau die Welt wieder von einer anderen Perspektive an. Jede Olympischen Spiele waren etwas Besonderes und ein persönlicher Gewinn.

 

Welche Person hat dich in deinem Sport am meisten unterstützt, dich am weitesten gebracht?
Viktor: Da hab ich Glück gehabt, da waren ganz viele Persönlichkeiten, die mich weiter gebracht haben. Elena Romanova, meine erste Trainerin, hat einen sehr großen Anteil daran, dass ich vom Eislaufen so fasziniert bin und dass ich technisch viel weiß - sie war eine tolle Trainerin. Rückblickend betrachtet ist es bemerkenswert, wie sie es geschafft hat, mich von einer ganz kleinen Eishalle, also quasi von Null, zu den Olympischen Spielen zu bringen. Das ist eine unglaubliche Leistung als Trainer. Und dann hab ich natürlich Glück mit meinen Eltern gehabt, sie waren immer extrem unterstützend. Außerdem hat mich auch Trixi Schuba durch meine ganze Karriere unterstützt und war ein ganz wichtiger Teil. Aber auch in den letzten Jahren hatte ich mich Priscilla Hill und jetzt Irina Romanova großes Glück. Und in den letzten Jahren ist sogar der Österreichische Verband ein wichtiger Teil meines Teams geworden! Und das sag ich nicht nur um nett zu sein! Also da hab ich Glück gehabt.

 

Sochi werden nun deine 3. Olympischen Spiele – was hat sich geändert?
Viktor: Man muss ganz klar sagen, dass wenn beispielsweise Evan Lysacek, der 2010 die Olymp. Spiele gewonnen hat, die gleiche Kür wieder läuft,  er heute vielleicht unter die ersten 15 kommen würde. Da sind einige nachgekommen, die drei Vierfache springen, manchmal sogar vier Vierfache. Das Niveau ist unglaublich hoch, sogar in der Breite. Und auch was den 20., 30. Platz angeht, ist es so, dass das Niveau unglaublich hoch ist und vergleichbar mit vor 4 Jahren ist es eigentlich ein komplett anderer Sport, weil das Niveau sich so verbessert hat. Für mich war es schwierig, aber zum Glück hat es funktioniert, dass ich die mich über 8 Jahre immer verbessern konnte, sodass ich noch mithalten und ein paar Schritte nach vorne machen hab können.

 

Der perfekte Läufer - wie würdest du ihn charakterisieren? 50 % Technik, 50 % Ausdruck? Und bei wie viel Prozent davon stehst du?
Viktor: Ich glaube, dass noch das Mentale dazu kommt und was das angeht, bin ich mittlerweile relativ stark. Technisch, was die Sprungqualität angeht, hab ich ein sehr hohes Niveau. Was die Sprungschwierigkeit angeht, gibt’s Läufer, die mehr zu bieten haben und auch bei den Olympischen Spielen ist es so, dass die meisten sprungtechnisch noch schwierigere Sachen zu bieten haben. Was jedoch die Eislaufqualität und die Pirouetten, die Schritte angeht, hab ich einigen was voraus – auch denen, die wirklich vorne dabei sind. Ich würd sagen, dass es bei mir 70 % Richtung Musik und Pirouetten und Schritte geht und 30 % eben die Sprungtechnik sind. Aber ich hab ja noch zwei Monate Zeit und jetzt mittlerweile fühl ich mich auch schon stärker, ich kann auch einen Vierfachen springen und dann werd ich schon, auch was technische Schwierigkeiten angeht, mitmischen können.

 

Dein Wechsel nach Amerika – eine Idee, die goldrichtig war?
Viktor: Mittlerweile, nach 3 Jahren, kann ich das schon sagen. Ich bin nach den Olympischen Spielen 2010 nach Amerika gezogen und dann war ich zwei Jahre lang international überhaupt nicht mehr dabei und hab meine Probleme durchmachen müssen. Aber mittlerweile hab ich mir mein Leben aufgebaut und fühl mich extrem wohl.

 

Du lebst ja eine Dreifach Belastung – eigenes Training, Nachwuchs-Training, Studium. Wie geht sich das aus?
Viktor: Ich glaub, dass es für mich persönlich so funktioniert. Ich hab meine Zeiten gehabt, wo ich mich wirklich nur aufs Eislaufen konzentriert hab aber mental und auch körperlich funktioniert das für mich viel besser, wenn ich auch intellektuell gefordert bin. Ich habe jetzt meine Schüler, die ich trainiere und die jetzt mittlerweile auf einem sehr hohen Niveau sind, die geben mir auch Inspiration und helfen mittlerweile sogar meinem eigenen Training. Und auch das Studieren hilft mir extrem mental frisch zu bleiben. Ich glaube, die Dreifach-Belastung ist zwar schwierig und ich hab manchmal wirklich sehr wenig Zeit, sogar zum Schlafen. Aber es gefällt mir so und ich hab mir das so ausgewählt.

 

Deine Trainingsbedingungen sind hier sicherlich viel besser – wieviel bedeutet dir das bzw. wie wichtig ist diese Komponente für dein Training?
Viktor:Ich habe hier von 6 Uhr morgens bis 6 oder 7 am Abend Eis zur Verfügung. Für mein eigenes Training reicht, wenn ich drei Stunden Eis zur Verfügung habe. Das Training für mich selber wär in Österreich oder überall möglich. Ich glaub aber dass für meinen Beruf, Trainer, es schon notwendig ist, dass ich den ganzen Tag Eis zur Verfügung hab. Außerdem schätz ich meine Trainingsbedingungen extrem, vor allem weil meine Eishalle auch relativ warm ist und die Leute dort extrem nett sind!

 

Die EM 2013 war ergebnistechnisch dein bisher bestes Groß-Event - was lief dort, außer den eben genannten Faktoren, anders?
Viktor: Das Lustige war, dass sprungtechnisch überhaupt nix schwieriger war. Ich hab mich einfach, was das Selbstvertrauen, und meine Persönlichkeit auf dem Eis angeht weiter entwickelt. Ich glaub, das haben die Preisrichter schon gemerkt und jetzt hab ich mir auch den Ruf gemacht, dass ich eisläuferisch was Besonderes zu bieten hab und dem Publikum gefällt's.

Wie sieht nun deine Prognose für die Olympischen Spiele aus – gelingt ein Top 20-Resultat?
Viktor: Ich glaub, dass ich schon einen Sprung nach vorne machen kann, also ich will mehr, als nur dabei sein, wobei das dabei sein auch super schön ist! Aber ich glaub, es hängt bei mir ganz extrem davon ab, ob ich jetzt einen Vierfachen und dreifachen Axel springen kann. Wenn das glückt, schaut's richtig super aus.

 

Du bist nicht nur ein begnadeter Eisläufer sondern auch ein talentierter Cellist, hast dir sogar einmal eine eigene Kürmusik komponiert. Wie schaut es heute mit Musik aus?
Viktor: Mein Cello hängt an der Wand, also wirklich sprichwörtlich an der Wand. Ich verwende es als Dekoration. Also wenn mich Leute besuchen kommen, dann gibt’s immer gleich ein Gesprächsthema. Natürlich hab ich noch eine Faszination für Musik. In den letzten Jahren hat's nicht genug Zeit gegeben zum Cello Spielen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass ich das irgendwann wieder auspacken werd.

 

Viktor, eine letzte Frage - siehst du deine Zukunft in Österreich oder bleibst du in Amerika?
Viktor: Also in der nahen Zukunft schon in Amerika, aber ich will den Bezug zu Österreich nie verlieren. Meine ganze Familie lebt ja dort und zum Beispiel die Berge vermisse ich in Kalifornien schon ziemlich. Man wird sehen. Glücklicherweise ist die Welt schon so vernetzt dass ich gut Kontakt halten kann und im Notfall fliegt man halt einmal kurz nach Hause ;)

 

Wir wünschen dir viel Erfolg bei der anstehenden EM und natürlich eine Top-Platzierung in Sochi!
Viktor: Vielen Dank!

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